ESKAPE – (Wie) entkommen wir Krankenhauskeimen
– Interview with Dr. Isabell Ramming

University of Würzburg
Soapbox: Did you choose a scientific career or did the scientific career choose you? Can you tell us about your journey into the world of science and what inspired you to pursue your particular field?
Isabell Ramming: Ich bin zufällig in der Wissenschaft gelandet. Während meines Abiturs hatte ich das große Glück, einen engagierten Bio-Tutor zu haben. Wir führten unser eigenes Experiment durch: selbst überlegt, ausgearbeitet, durchgeführt, ausgewertet. Und unsere Ergebnisse präsentierten wir im Wissenschaftsmuseum – vor Publikum. In die Bakterien verliebte ich mich während meiner Ausbildung und forsche heute an ihnen.
Soapbox: During your journey as a scientist, what challenges have you encountered along the way? And if you had the power to alter one (or more) aspect(s) of the scientific culture, what would you change and why?
Isabell: Die größten Herausforderungen sind die Zeit und misslungene Experimente. Zeit, die ich gern verstärkt in meine Forschung investieren möchte. Forschungsgelder einzuwerben, meinen weiteren Werdegang in der Wissenschaft mit der begrenzten Zeit im Wissenschaftssystem zu vereinbaren (Wissenschaftszeitgesetz) und gleichzeitig genügend Zeit für meinen Sohn zu haben – das macht die Wissenschaft herausfordern. Und ganz nebenbei funktionieren Experimente nicht immer sofort und so, wie ich es mir vorgestellt habe. Durchhalten, neu denken und weitermachen sind hier gefragt – ein offener Austausch und mehr Kooperation in der Wissenschaft könnten diesen Prozess erleichtern.
Soapbox: What do you think is the most fascinating aspect of your research/work? Can you share a memorable or rewarding moment from your career that illustrates the impact of scientific research on society?
Isabell: Ich kann mit meiner Arbeit zukünftig wirklich Menschen retten – indem wir verstehen, was Bakterien im Krankenhaus von ihren guten Gegenspielern in unserem Körper unterscheidet. Wie wir diese Unterschiede für uns nutzen können, um diese Bakterien besser und schneller nachzuweisen. Besonders bewegend war für mich als Jungwissenschaftlerin, dass der während meiner Doktorarbeit entwickelte Test zum Patent angemeldet wurde! Mit diesem Test lassen sich EHEC-Bakterien schnell und spezifisch nachweisen.
Soapbox: What attracted you to Soapbox Science in the first place? Sum up your expectation of the Soapbox Event in three words.
Isabell: Neugier – Austausch – Inspiration
Soapbox: What role do you believe science communication plays in bridging the gap between researchers and the general public?
Isabell: Die Wissenschaft nach außen zu bringen, verständlich und nahbarer zu machen, ohne diese Aspekte ist sie nur kaum greifbar. Wieso sollte ich etwas unterstützen, was mir unbekannt ist? Was für mich (scheinbar) keinen Nutzen im Alltag hat? Indem wir es schaffen, Wissenschaft transparenter zu machen, nachzudenken, zu reflektieren, uns auszutauschen und zu entwickeln, dadurch werden die Gesellschaft und die Wissenschaft profitieren.
Soapbox: What misconceptions do you think people often have about scientists, and how do you aim to change those perceptions?
Isabell: Ich denke, dass es vor allem der Gedanke ist, viele Forschungsprojekte seien wenig relevant für die Gesellschaft. Zumindest für meinen Forschungsbereich, den Bakterien im Krankenhaus, möchte ich Missverständnisse abbauen: mit Geschichten aus und Einblicken in meine Forschung. Welche Fragen beschäftigen mich? Funktionieren alle Experimente auf Anhieb? Warum forsche ich an meinem Thema? Aktuell erzähle ich meine Geschichten auf meinem Blog „Was wir nicht sehen“ und Instagram.
Soapbox: How do you think diversity and inclusion in the scientific community contribute to innovation and progress?
Isabell: Je vielfältiger die Wissenschaft, umso breiter und innovativer wird sie sein. Wenn wir es schaffen, dass Wissenschaft nicht nur von alt-eingesessenen Wissenschaftlern gemacht wird, werden wir neue und unerwartete Entwicklungen bewerkstelligen.
Soapbox: What advice would you give to someone interested in pursuing a career in science, particularly young women who may be hesitant to enter the field?
Isabell: Was mir bis heute hilft: Mich immer wieder an mein Warum und Was zu erinnern. Warum forsche ich? Warum gehe ich diesen Weg? Was möchte ich mit meiner Arbeit erreichen? Sich von an Anfang Unterstützung suchen, Verbindungen aufbauen, gemeinsam vorangehen.
Soapbox: What is your day-to-day scientific-superpower and how does it help you with your work?
Isabell: Ich gehe jeden Tag offen, neugierig und optimistisch an. Jeder Tag hat bei mir eine Intention und eine Aufgabe, mit der ich meinen Zielen in kleinen Schritten näher komme. Nicht den Mut und mein Ziel aus den Augen verlieren, das ist wahrscheinlich meine Superkraft.

University of Würzburg
Soapbox: If you were to embark on a Robinson Crusoe-style adventure and ended up on a deserted island, which scientific gadgets or gizmos would turn your survival into a scientific escapade?
Isabell: Wärme, Feuchtigkeit, Natur – all das hätte ich bereits um mich herum. Was fehlt, um unerwartet coole Forschung zu machen, wären Agarplatten und Tupfer. Ich würde sämtliche Proben aus den unvorstellbarsten Ecken der Natur abstreichen und Tonnen von Tupfern mit nach Hause nehmen – natürlich würde ich dieses Abenteuer überleben 😉 Und hier in meinem Labor würde ich dann die faszinierendsten Bakterien mit ihren genialsten Eigenschaften erforschen. Damit wir neue Antibiotika, neue Farbstoffe, neue Medikamente hätten.
Soapbox: Do you have any fascinating do-it-at-home experiments, books, podcasts, or talks that you’d suggest for a good laugh or some interesting insights?
Isabell: (Kleine) Kinder und auch Erwachsene entdecken die Welt der Bakterien spielerisch mit den Büchern von Jane Jott – „Bifidos Reise“ und „Bakterien und so, die leben wo?“. Die Forschung mit Wissenschaftlern entdecken, das klappt mit den Podcasts „Infact – der HZI-Podcast“ und „Exzellent erklärt – Spitzenforschung für alle“.
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